Richtig sehen ist nicht angeboren, sondern ein jahrelanger Lern- und Entwicklungsprozess, der problemlos laufen muss. Werden Sehstörungen bei Kindern zu spät entdeckt, kann das irreparable Folgen haben. Früh erkannt sind sie sehr gut zu therapieren.

Die Sehschärfe eines Einjährigen beträgt gerade mal 20 Prozent, seine Sehfähigkeit etwa 50 Prozent der eines Erwachsenen und das Blickfeld von Kindern ist ein Drittel kleiner. Ihre Wahrnehmung von Tiefen, Formen und Farben muss sich erst ausbilden. Bis etwa zum vierten Lebensjahr können Kinder nicht unterscheiden, ob ein Fahrzeug steht oder fährt und sie unterschätzen bis zirka sieben Jahre noch Höhen und Entfernungen.

Sehen braucht Training und Erfahrung

Um Abstände, Entfernungen, Grössen und Geschwindigkeiten beurteilen zu können, muss das beidäugige (stereoskopische) Sehen entwickelt sein. Es ist für die dreidimensionale Wahrnehmung verantwortlich. Um das Fokussieren, der Wechsel von Nah- auf Fernsicht und die Ausrichtung der Blickachse auf ein Objekt machen zu können, müssen im Gehirn erst die notwendigen Erfahrungswerte gespeichert werden. Frühestens im Alter von 10 bis 12 Jahren entspricht die Sehleistungsfähigkeit von Kinderaugen der von Erwachsenen.

Früherkennung durch Hinsehen

Sehfehler, wie Kurz- oder Weitsichtigkeit oder Schielen können aber nicht nur die vollumfängliche, problemlose Ausbildung des Sehvermögens stören. Auch Probleme in anderen Entwicklungsbereichen des Kindes können ihnen geschuldet sein. Deshalb sollten sie so früh wie möglich erkannt werden. Doch das ist schwierig, denn da «schlecht Sehen» nicht wehtut und Kinder keinen Vergleich haben, klagen sie in der Regel nicht. Umso wichtiger ist es, dass Eltern ihre Kinder im Alltag genau beobachten. Das gilt schon bei Säuglingen. Entwicklungsstörungen des Sehens können bereits ab dem sechsten Lebensmonat diagnostiziert werden. Scheinbar banale Auffälligkeiten wie das wiederholte Greifen ins Leere, häufiges Stolpern über die eigenen Beine oder das Bilderbücher nahe an die Augen halten, sind oft schon Hinweise darauf, dass mit dem Sehen etwas nicht stimmt.  Zeigen sich im Schulalter Konzentrations-, Lern- oder Leseschwächen, Probleme beim Sport oder klagt das Kind öfters über Kopfschmerzen, kann die Ursache bei den Augen liegen. Daher empfiehlt sich der Gang zum Augenoptiker oder Augenarzt besser einmal mehr als zu wenig.  Denn bei Fehlsichtigkeit im Kindesalter schafft z.Bsp. das frühzeitige Tragen einer Brille und oder ein Visualtraining bereits wirksam Abhilfe und verhindert Sehprobleme.