Der Visus gibt Auskunft über die Sehleistung (Sehschärfe) eines Rechtsichtigen und eines Fehlsichtigen mit und ohne Brille.

In der Augenheilkunde stellt der Visus die wichtigste messbare Eigenschaft des Sehsinns dar.

Der Visus gibt nicht nur an, wie scharf ein Mensch sieht. Er ist auch im juristischen Bereich von hoher Bedeutung, zum Beispiel, wenn es um die Tauglichkeit geht, Fahrzeuge, Flugzeuge oder bestimmte Maschinen zu führen. Aus diesem Grund ist es eine der wichtigsten Aufgaben der Augenheilkunde, den Visus genau zu messen und mittels Sehhilfen und anderen Maßnahmen zu verbessern.

Um den Visus zu messen, benötigt man eine Sehtafel mit DIN-genormten Sehzeichen. Die kleinsten Zeichen, die man beim Sehtest gerade noch auf der Sehtafel erkennen kann, legen den Wert der Sehschärfe eines Menschen fest. Kann jemand aus einer Distanz von 5 Metern ein Standard-C (auch Landoltring genannt) mit einer Lückenbreite von 1,5 Millimetern auf der Sehtafel gerade noch erkennen, dann hat er nach DIN einen Visus von 1,0. Dieser Wert kommt bei normalsichtigen Menschen häufig vor. Zum Vergleich: Den Sehtest für den Führerschein hat man bereits bestanden, wenn man aus 5 Metern Entfernung das Standard-C mit 2,1 Millimeter Lückenbreite noch erkennen kann. Dies entspricht einer Sehschärfe von 0,7.

Gelegentlich wird ein Visus von 1,0 auch als 100-prozentige Sehschärfe bezeichnet. 100 Prozent Sehschärfe entsprechen jedoch durchaus nicht dem maximalen Visus eines Menschen. Viele junge Menschen erzielen beim Sehtest einen Sehschärfewert von etwa 1,6, was einer Sehschärfe von 160 Prozent entspricht. Bei einem Sehtest wird der Visus zunächst ohne Korrektur, das heißt ohne Sehhilfe, gemessen. Erreicht man hierbei keine 100 Prozent, prüft der Augenoptiker, ob mit einer Sehhilfe die Fehlsichtigkeit ausgeglichen und 100 Prozent Sehschärfe erreicht werden können. Ist dies nicht der Fall, wird in der Regel auf organische Ursachen geprüft und es werden entsprechende Therapieansätze erörtert. Zum Beispiel ist der Visus ein bedeutender Faktor in der Verlaufskontrolle einer Makuladegeneration oder bei einem Grauen Star (Katarakt).