Bericht Neue Fricktaler Zeitung


Anderen zum Durchblick verhelfen

Fricktaler Augenoptiker engagiert sich für «Rumänienhilfe Wegenstetten»
Seit 25 Jahren ist Marco Veronesi selbständiger Augenoptiker mit eigenem Geschäft in Rheinfelden. In seiner Freizeit sorgt er dafür, dass Bedürftige in Rumänien gratis gute Brillen erhalten.
Valentin Zumsteg
Magden/Rheinfelden. Zu seinem Beruf kam Marco Veronesi per Zufall: «Mit zwölf Jahren brauchte ich eine Brille. Da erlebte ich, was ein Augenoptiker so tut. Als es später um meine eigene Berufswahl ging, dachte ich, dass mir das gefallen könnte», erinnert sich Veronesi. Er wählte diesen Berufsweg, absolvierte eine Lehre und liess sich später an der Fachschule zum eidgenössisch diplomierten Augenoptiker ausbilden. «Das habe ich nie bereut. Ich finde immer noch, dass ich einen tollen Beruf habe», erzählt der 54-Jährige, der im zürcherischen Oberengstringen aufgewachsen ist.

«Ich war in einer Fricktaler Kompanie»
Junge, gut ausgebildete Optiker waren in den 1980er und 90er-Jahren sehr gefragt. «Ich habe noch nie eine Bewerbung schreiben müssen. Es kamen immer gute Angebote.» Nach verschiedenen Stationen in Betrieben in Zürich, Brugg und Lyss war es für Veronesi an der Zeit, sich selbständig zu machen. So übernahm er 1993 «Zimmermann Optik» in der Rheinfelder Marktgasse und führte das Geschäft ab 1995 unter dem eigenen Namen weiter. «Das Fricktal kannte ich damals eigentlich gar nicht. Ich war aber im Militär in einer Fricktaler Kompanie.»
Begonnen hat er im Zähringerstädtchen als Einmann-Betrieb, heute arbeiten sechs Personen mit rund 350 Stellenprozenten bei «Veronesi Optik». «Es gab ein schönes Wachstum. Es hat sich in den letzten Jahren aber etwas abgeflacht. Der Fachhandel steht vor grossen Herausforderungen. Das ist jedoch schon lange so. Einfacher wird es nicht», erklärt Veronesi.
Er ist überzeugt, dass Fachgeschäfte mit gutem Service und kompetenter Beratung dennoch eine Chance haben. «Der Mensch ist ein soziales Wesen. Ich glaube, dass der Online-Einkauf irgendwann seinen Reiz verliert.» Rheinfelden biete gute Strukturen für einen gemütlichen und stressfreien Einkauf. «Hier trifft man Leute, kann in einem Café einkehren und die schönen Seiten des Lebens geniessen. Aber natürlich müssen die Geschäfte etwas bieten, was es beim Onlinehändler nicht gibt. Da ist jeder Ladeninhaber gefragt. Er muss sich mit den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden beschäftigen.» Kleines Beispiel: Seit Mai hat sein Optiker-Geschäft über den Mittag geöffnet. Das ist in Rheinfelden bislang eher die Ausnahme.

«Eine Herzensangelegenheit»
Seit vielen Jahren – mit einem kleinen Unterbruch – engagiert sich Veronesi als Präsident des Rheinfelder Detaillistenvereins «Pro Altstadt». «Das ist eine Herzensangelegenheit. Ich möchte nicht tatenlos zusehen, wenn sich das Städtchen negativ entwickelt. Jedes Geschäft ist darauf angewiesen, dass etwas läuft in Rheinfelden.» Die zahlreichen leeren Ladenlokale bereiten ihm etwas Sorge. Doch er ist zuversichtlich, dass es eine Renaissance des Einzelhandels gibt. «Es ist wichtig, dass wir so lange durchhalten. Ich war nie ein Einzelkämpfer. Ich glaube an die Gemeinschaft. Zusammen erreicht man mehr als alleine.»
Das gilt ebenso für sein Engagement zugunsten der «Rumänienhilfe Wegenstetten». Er ist Mitglied im Vorstand und betreut ein Augenoptik-Projekt. «In einem Dorf an der ukrainischen Grenze hat die Rumänienhilfe ein Haus, in dem wir Sehtests für die Bevölkerung vor Ort durchführen.» Jedes Jahr ist er eine bis zwei Wochen dort und schaut sich so viele Leute wie möglich an: «An strengen Tagen mache ich bis zu 120 Sehtests. Dann bin ich abends jeweils erledigt», erzählt Veronesi, der auch Optiker-Kollegen für das Projekt begeistern konnte. Dank Unterstützung aus der Schweiz kann die «Rumänienhilfe Wegenstetten» Bedürftigen gratis zu einer Brille verhelfen. «Das hat so manches Leben zum Positiven verändert.» Veronesi erinnert sich an ein Mädchen, bei dem es nicht sicher war, ob es wegen seiner schlechten Sehkraft überhaupt eingeschult werden kann. «Wir ermöglichten eine Augenoperation. Heute kann sie die Schule ganz normal besuchen.»

«Eine gute Erfahrung»
Die Arbeit in Rumänien schätzt er: «Das ist jeweils auch für mich eine gute Erfahrung. Man wird sich wieder einmal bewusst, wie gut wir es hier in der Schweiz haben. Deswegen leiste ich gerne einen Beitrag, damit es anderen auch besser geht.»
Seit zehn Jahren wohnt Marco Veronesi, der früher Fussball und «American Football» gespielt hat, mit seiner Familie in Magden. «Ich fühle mich wohl hier. Als Zürcher konnte ich mir früher nicht vorstellen, dass ich irgendwann im Fricktal arbeiten und wohnen würde. Heute möchte ich hier nicht mehr weg.»